Mein bestes und schönstes Rennen war zweifelsohne der Lauf zur Formel Ford Meisterschaft in Most/CSSR 1986.

Dies begann bereits im Training, es hat geregnet und am Beginn der Trainingssitzung war die Strecke noch komplett naß.

Je länger das Training dauerte, desto trockener wurde die Fahrbahn, bzw. die Ideallinie, und die Rundenzeiten wurden kürzer. Es war richtig überraschend welch große Zeitsprünge von einer Runde zur nächsten möglich waren. Einerseits gewöhnte man sich an die Verhältnisse und andererseits verbesserte sich aber auch die Situation auf der Strecke. Am Ende fuhr ich eine Zeit die ( so dachte ich ) sicherlich für einen Platz in den ersten 3 Startreihen gut war. So um den fünften Platz herum war im bisherigen Verlauf der Saison die übliche Position in der mit mir in meinen 2 jahre alten Auto zu Rechnen war.

Damals in den Achzigern war es aus technischen Gründen noch so, daß rund eine halbe Stunde nach Trainingsende, an der Infotafel der Rennleitung das Resultat des Trainingslaufes ausgehängt war. Natürlich bildeten sich zu diesem Zeitpunkt immer die Menschentrauben der Fahrer und der Teams aus der Szene um diese Tafel. Zu meiner Überraschung konnte ich trotz des Gedränges mein personliches Ergebnis ablesen. Ich hatte die Ehre das am nächsten Tag stattfindende Rennen aus der ersten Startreihe auf Platz 2 zu beginnen. Poleposition hatte einmal mehr Franz Henebichler, ein Fahrer des Walter Lechner Racing Teams.

Dieses Team war seinerzeit das Maß aller Dinge in der Österreichischen FF Szene und nicht nur deshalb war es zu erklären, daß Franz Henebichler in der Saison ´86 annäherd jedes Rennen gewann und am Saisonende auch als Meister gekührt wurde. Aber nicht nur Franz, sondern auch alle anderen die in der Startaufstellung um mich herum standen, waren entweder aus dem Profiteam von Walter Lechner oder Privatfahrer die mit modernerer Technik ausgerüstet waren als ich. Nicht zuletzt deshalb war es sehr überraschend und positiv, daß ich im Training im Spitzenfeld gelandet bin. Ich hatte dies damals aber natürlich auch den zwielichtigen Witterungsverhältnissen im Training zugeschrieben und daß ich eben eine offensichtlich gute Runde erwischt hätte.

Ich hatte allerdings beim ersten Rennen in dieser Saison auf dem Österreichring bei Zeltweg ebenfalls die Gelegenheit die wunderbare freie Sicht bei der Startaufstellung auf Platz 2 zu genießen. Dies gelang mir bei trockenen Wetter und nach dem Start konnte ich bis zur letzten Runde diese Position auch verteidigen. Wenige Kurven vor Schluß hatte ich aber einen Radaufhängungsschaden und ich schleppte mich schleißlich als Vierter ins ziel. Ich kann mich noch genau erinnern, daß ich in der letzten Runde noch vom Siegespodest gestoßen wurde, da ich durch den Schaden nichts mehr entgegenzusetzen hatte.

Zurück nach Most; beim Rennen tags darauf war es trocken und nach dem Start kam ich wieder als Zweiter aus der ersten Runde. Den Poleman konnte ich während des gesamten Rennens nie gefährlich werden aber von hinten bekam ich anfangs permanenten Druck von Fritz Kreutzpointner.

Fritz fuhr ebenfalls im Walter Lechner Racing Team und es ist jener Fritz, der später als Fritz K. als Mercedes Junior Sportwagenrennen fuhr und auch in der DTM unterwegs war. Ein wirklich netter Kerl, der in den Neunzigern und auch nach der Jahrtausendwende als Seriensieger beim Truck Racing so richtig bekannt wurde.

Bei diesem Rennen konnte ich Fritz immer hinter mir lassen und sogar einen kleinen Vorsprung herausfahren. Doch plötzlich, 4 Runden vor Schluß, ist etwas geschehen was ich niemals vergessen werde.

Am Ende der langen Start-Ziel Geraden des Motodrom Most befindet sich eine flüssige links-rechts Kombination die in eine langgezogene Linkskurve mündet. Diese Kombination konnte man mit dem Formel Ford der damaligen Generationen mit Vollgas durchfahren, vorausgesetzt man befindet sich auf der richtigen Linie und man hat die Pobacken fest zusammengepreßt. Es war mit diesen Rennwagen eine schöne und interessante Gradwanderung und man freute sich immer wieder wenn man in der schnellen Linkskurve positiv überrascht war, daß man den Fuß nicht vom Gas genommen hatte.

Genau in dieser links-rechts Kombination hatte ich trotz Vollgas offenbar kurz die Konzentration in die Pause geschickt, denn ich fuhr eine Linie die es unmöglich machte in der schnellen Linkskurve die äussere Streckenbegrenzung nicht zu berühren. Das Resultat dieses Manövers war ein Dreher bei annähnder Höchstgeschwindigkeit, und die lag an dieser Stelle jenseits der 200 km/h. Mehr durch Glück als durch Können drehte ich mich genau um 360 Grad und beendete diese Karrusellfahrt mitten auf der Strecke wieder in Fahrtrichtung blickend.

In einer solchen Situation verliert man in den ersten Sekundenbruchteilen die Kontrolle über das Fahrzeug, aber relativ rasch weiß man danach wieder was zu tun ist. Es ist der richtige Reflex der in solchen Momenten gefragt ist um den Schaden zu begrenzen und zumindest in dieser Situation hatte ich offenbar den richtigen Reflex. Ich konnte den Motor am Leben erhalten und noch während des Drehers hatte ich wieder den ersten Gang eingelegt. Das alles passierte scheinbar innerhalb einer Sekunde und die Räder standen nichtmal still, schon hatte ich wieder Fahrt aufgenommen.

Genau in diesem Augenblick fuhr Fritz an mir vorbei und verwies mich somit auf Rang 3. Aus Ärger über mich selbst begann ich eine Aufholjagt die nicht nur meine Rundenzeiten verbesserten sondern die auf Fritz einen enormen Druck ausgeübt hat. In der letzten Runde konnte ich durch einen kleinen Fehler von Fritz an ihn wieder vorbeigehen und somit die Ordnung (zumindest für dieses Rennen) wieder herstellen.

Meine Action mit dem Dreher, dem Abfangen und der Aufholjagt hatte die Zuschauer offenbar so beeindruckt daß ich jedesmal, als ich an dieser Stelle vorbeifuhr, mit stehenden Applaus empfangen wurde. Ich wurde bei diesem Rennen Zweiter und es war zweifelsohne das schönste Rennwochenende das ich erlebt habe. Ich erinnere mich auch jetzt noch, Jahre danach, gerne daran zurück. Ebenso aber auch an mein überraschenstes Rennergebniss.

Kurz vor dem Rennen posieren für´s Familienalbum (hier mit meiner damaligen Freundin). Die Nervösität war mir in das Gesicht geschrieben.
Noch richtig festzurren und los ging´s.
Das einzige Foto in meinem Besitz, welches von der damaligen Siegerehrung existiert. Auf der Eins Franz Henebichler, auf der Drei Fritz Kreuzpointner und ich auf dem zweiten Platz.
Wieder fürs Familienalbum, diesmal mit entspanntem Gesicht.
Der Abschluß eines erfolgreichen Wochenendes. Mit Lorbeerkranz, Kristalpokal und Blumen.